Warum Kaltbeschlag?

Schon seit geraumer Zeit wird über Vor- und Nachteile von Kaltbeschlag diskutiert. Bestimmt gibt es beides. Die häufigsten Argumente der Gegner sind zum Beispiel:

* die Eisen halten weniger lange am Huf
* die Kunststoffbeschläge sind nach 5 Wochen durchgelaufen
* durch den Kunststoffbeschlag brechen die Hufe aus und werden weiter
* oder das Pferd kann nicht mehr gleiten, was auf die Sehnen geht


die Eisen halten bei Kaltbeschlag weniger lange am Huf

Wenn mein Ziel ist, die Eisen darauf zu lassen bis sie selber runterfallen, dann stimmt das wohl. Jedoch wissen wir, dass ein guter Beschlag nach 8 - 10 Wochen ersetzt werden soll. Nicht wegen der Eisen, sondern damit der Huf wieder in die richtige Stellung gebracht werden kann. Wodurch der Abrollpunkt wieder optimiert wird, und der Huf den Tastsinn nicht verliert! Ein Pferd fühlig schneiden sollte man bestimmt nicht, jedoch ist es genau so schlecht, wenn man so viel darauf lässt bis das Pferd gar nichts mehr spürt. Denn dadurch geht der Tastsinn verloren, und das Pferd beginnt zu stolpern und neigt zu Fehltritten. Nichts desto trotz, 8 - 10 Wochen hält ein guter Kaltbeschlag auch! Ich habe sogar Springpferde in meiner Kundschaft, wessen Eisen auch nach 8 Wochen noch halten.

Kunststoffbeschläge sind nach 5 Wochen durchgelaufen
Zu Anfangszeiten der Kunststoff / Kombibeschläge war dies gewiss eine wahre Behauptung. Heutzutage sind diese jedoch soweit ausgereift, dass diese für ein berittenes Pferd welches nicht nur auf Asphalt läuft auch seine 8 bis sogar 10 Wochen durchhält. Als ich im Sommer 2008 auf der Messe in Offenburg war, kamen Schweizer Wanderreiter zu uns an den Stand um ihre Pferde neu zu beschlagen, welche vor 6 Wochen beschlagen worden waren. Sie machen Wanderrittraining, und sind schliesslich nach Offenburg auf die Messe geritten. (Grosspferde wohlverstanden!) Bestimmt wissen einige Leute zu berichten, dass diese Beschläge jedoch meist verrutschen, da sie keine Kappen besitzen! Auch dies gehört ab ca. Ende März 2009 der Vergangenheit an, denn die Besten aller Kunststoff / Kombibeschläge sind ab diesem Datum auch mit Kappen und Stollenloch im Eisenkern erhältlich. Wodurch nun eigentlich keine Nachteile gegenüber den Eisen mehr bestehen.

die Hufe werden weiter
Jawohl, und das ist auch gut so! Und zwar werden sie in der Regel 4-8 mm weiter. Dies geschieht in den ersten paar Beschlagsperioden, und ist kein Ausbrechen, sondern viel mehr ein "in die ursprüngliche natürliche Grösse" zurückbilden. Es ist wissenschaftlich bewiesen, unter anderem an Hand von Wärmebildern, dass Pferde welche mit Eisen beschlagen sind, aufgrund des blockierten Hufmechanissmus sehr viel weniger durchblutete Hufe haben. Diese beiden Komponenten führen dazu, dass sich die Hufkapsel verengt. Beschlagen wir also unsere Pferde mit einem Kunststoff oder Kombibeschlag, wird der Hufmechanissmus wieder aktiviert, der Huf besser durchblutet, und dadurch also belebt, er wird grösser.

das Pferd kann nicht mehr gleiten, was auf die Sehnen geht
Mal ehrlich, haben sie schon mal ein Barhufpferd oder gar ein wildes Pferd in der freien Natur gesehen, welches beim Auffussen gleitet? Und mal rein theoretisch überlegt, wenn das Pferd gleitet, wie stoppt es den Gleitvorgang, damit es nicht ganz wegrutscht? Wären das nicht etwa, die Sehnen? Sehnen sind Ausläufer von Muskeln und deren Verbindung zum Knochen, wie wir in der Anatomie lernen.


Einige Vor- und Nachteile


Der grösste Vorteil von einem Kunststoff / Kombibeschlag ist jener, dass die Pferde ganz einfach weniger Schläge abbekommen, oder genauer gesagt, die Gliedmassengelenke der Pferde. Dies ist natürlich ein riesen Vorteil bei Pferden mit einer Hufrollenentzündung oder bei Arthrosenpferden, da die Erschütterungen fast beinahe wegbleiben, wie verschiedenste Aufnahmen mit High - Speed Kameras belegen. Deshalb werden solche Beschläge von den Pferden nach einer kurzen Gewöhnungsphase von ein paar Tagen meist sehr gut angenommen.

Tatsächlich gibt es eine sehr geringe Zahl von Pferden, welche sich so an das Gleiten mit den Eisen gewöhnt haben, dass sie mit dem Kunststoff sehr schlecht zurecht kommen. Dies ist jedoch ein äusserst geringer Prozentsatz. Der Zweite nennenswerte Nachteil ist, dass die Haltbarkeit bei Kutschpferden die auf Asphalt richtig arbeiten müssen, tatsächlich nur etwa ein Drittel beträgt, da die Härte des Kunststoffes möglichst an der Härte des natürlichen Hufes angepasst ist, um das natürliche Laufverhalten zu fördern. Würde man die Legierung härter anrühren, würde die Gefahr von rutschen auf der Strasse erhöht!

Ganz zum Schluss. Es gibt viele Pferde welche das Aufbrennen hassen, und dadurch dem Besitzer sowie dem Hufschmied das Leben schwer machen. Warum also sollte ich dann nicht einmal einen Kaltbeschlag ausprobieren!